Frauenhilfe Sensweiler

Das 100 jährige Bestehen leider knapp verfehlt
 
von Axel Brunk


Nach dem Ende des Ersten Weltkrieg (1914-1918) kehrten 14 Soldaten nicht mehr in ihren Heimatort Sensweiler zurück. Familien trauerten um ihre gefallenen Söhne und Ehefrauen waren mit ihren Kindern auf sich allein gestellt, weil ihre Väter, Männer und Ernährer im Krieg geblieben waren. Oft herrschte große Not bei den Hinterbliebenen. Aus dieser Situation heraus gründeten fünf Frauen unter der Leitung des evangelischen Pfarrers Eugen Hobein und seiner Frau 1924 in Sensweiler eine Frauenhilfe. Bereits am 1. Januar 1899 wurde der Verband unter der Schirmherrschaft von Kaiserin Auguste Viktoria, der Ehefrau von Kaiser Wilhelm II, gegründet. Die Frauenhilfen kümmerten sich um Arme und Kranke, betreuten Frauen und Kinder gefallener Soldaten und unterstützten Notleidende. Von Anfang an bot die Frauenhilfe Frauen die Möglichkeit sich im kirchlichen Rahmen gesellschaftlich zu engagieren, waren sie damals doch noch aus dem politischgesellschaftlichen Leben weitgehend ausgeschlossen.

Bei den Treffen wurde in der Bibel gelesen, Gemeindeangelegenheiten besprochen und gemeinsam gesungen. Bevor die Frauen wieder nach Hause gingen, hielt der Pfarrer eine Andacht und sprach den Segen. Bei diesen Zusammenkünften wurde auch überlegt, wie Hilfe und Unterstützung für bedürftige Menschen konkret aussehen und am besten organisiert werden kann. Zu Beginn des Winters 1932 wurden auch in den Nachbardörfern Allenbach und Wirschweiler Frauenhilfen gegründet. Auf Einladung von Pfarrer Disselnkötter, dem Nachfolger von Pfarrer Hobein, versammelten sich 1933 Frauen aus Bruchweiler und Pfarrer Storkebaum aus Irmenach referierte über die evangelische Frauenhilfe. Auf diese Initiative hin schlossen sich ca. 60 Frauen zu einer Frauenhilfe in Bruchweiler zusammen. Vor Gründung der Frauenhilfen hat es in den hiesigen Hunsrückgemeinden keine Versammlungen von Frauen gegeben. Von nun an trafen sich die Frauenhilfen regelmäßig in ihren Orten aber auch weit über die Dorfgrenzen hinaus, wie zu den großen Jahresfesten, die immer in unterschiedlichen Ortschaften ausgerichtet wurden. Ein große Jahresfest der Hunsrücker Frauenhilfe fand am 13. Mai 1937 in Allenbach statt. Am Waldrand wurde ein großes Zelt auf einer Wiese aufgeschlagen. Bei strahlendem Sonnenschein nahmen ca. 2000 Frauen an dem Fest teil. Bei den umfangreichen Vorbereitungen half die ganze Gemeinde bereitwillig mit. Der Ort war festlich geschmückt, und am Vormittag wurde ein Gottesdienst gefeiert. Am Nachmittag sprach der Vorsitzende der Rheinischen Frauenhilfe, Pfarrer Kunze-Barmen, über das Thema „Die Verantwortung der christlichen Frau heute“. Der Allenbacher Chor sang einige Lieder und führte ein Laienspiel „Wo Liebe ist, da ist auch Gott“ auf. Noch am Morgen des Festtages versuchte die Ortsgruppe der NSDAP ein Verbot des Festes zu bewirken. Aber das Fest konnte trotzdem wie geplant und ohne Störungen seinen Verlauf nehmen. Dankbar und mit frohen Liedern verließen am Abend die Frauen wieder Allenbach. Anfangs glaubten sie noch, auch weiterhin unter der nationalsozialistischen Herrschaft, sozialdiakonisch tätig bleiben zu können. Es dauerte jedoch nicht lange bis in den Gemeinden die Feindschaft gegen die Frauenhilfen zunehmend stärker wurde. Auf die Frauen wurde Druck ausgeübt und die Gruppentreffen behindert, da die Frauenhilfen oftmals der „Bekennenden Kirche“ nahe standen. So planten schon1936 Sensweiler und Wirschweiler, eine evangelische Schwesternstation zu gründen. Die NS-Ortsgruppe veranlasste aber die „Nationalsozialistische Volkswohlfahrt“, eine Schwester zu schicken. Diese entpuppte sich jedoch als fromme Katholikin und arbeitete nicht im Sinne der NS-Ideologie und gab den Kranken auch christlichen Zuspruch. Der Plan einer evangelischen Schwesternstation wurde somit nicht mehr weiter verfolgt.

Während des Zweiten Weltkriegs und danach ruhte die Tätigkeit der Frauenhilfe in Sensweiler weitestgehend. Bereits im Dezember 1937 wurde Pfarrer Disselnkötter auf eigenen Wunsch versetzt. Die Pfarrstelle in Sensweiler wurde noch im gleichen Jahr aufgelöst und das Pfarrhaus in Sensweiler vermietet. Seitdem ruhte die Pfarrstelle Sensweiler-Bruchweiler. Sensweiler wurde von Pfarrer Petry aus Wirschweiler, Bruchweiler von Schauren aus bedient. Anfang Oktober 1939 wurde Pfarrer Petry für kurze Zeit zu einem Baubataillon und im Mai 1941 dann zum Heeresdienst eingezogen. Die Vertretung übernahm Pfarrer Hamm aus Schauren. In dieser Zeit fanden nur noch 14-tägig Gottesdienste statt. Ende Dezember des Jahres 1941 fand eine große Sammlung von Woll- und Wintersachen für die Ostfront statt. Eine große Herausforderung für die Frauen. Tagelang wurde gesammelt, zugeschnitten, genäht, geflickt und gestrickt.

Nach dem Fortgang des nach Brasilien ausgewanderten Pfarrers Liebhold war die Pfarrstelle Sensweiler-Bruchweiler für einige Wochen vakant. Die beiden Presbyterien wählten einstimmig Pfarrer Adalbert Gundel zu ihrem neuen Seelsorger. Anfang Dezember 1951 wurde er in der festlich geschmückten Kirche in Bruchweiler in sein Amt eingeführt. Mit Pfarrer Gundel und seiner Frau Annelies als Leiterin lebte die Frauenhilfe in Sensweiler wieder auf. Die erste Zeit fanden die Treffen im Wohnzimmer der Pfarrersfamilie statt. Später wurden der zum Pfarrhaus gehörende Stall und die Scheune abgerissen und an gleicher Stelle ein großer Pfarrsaal angebaut, der 1956 eingeweiht wurde. Der Pfarrsaal war ab diesem Zeitpunkt Mittelpunkt für das Wirken der Frauenhilfe. Jährlich organisierten sie im Pfarrsaal die Jubelkonfirmationen und die Seniorenweihnachtsfeiern.

Bei der Ausgestaltung von Weltgebetstagen und Osterfrühstücken wurde sich mit den anderen Frauenhilfen der Nachbargemeinden abgewechselt. Aber auch zu traurigen Anlässen konnte man sich auf die Hilfe der Frauen verlassen werden. So übernahmen sie oft bei der „Läischeimms“ (Leichenschmaus) die Bewirtung der Trauergemeinde nach der Beerdigung. Einige Jahre gab es in Sensweiler einen Weihnachtsmarkt. Am Stand der Frauenhilfe wurden selbst gebackenes Weihnachtsgebäck, Handarbeiten und hausgemachte Marmelade angeboten. Der Erlös wurde anschließend für einen guten Zweck verwendet. Für die Kirche konnte so ein Harmonium finanziert werden, sowie Teppichläufer rund um den Altar. Hinter dem Altar im Chorraum zeigt ein aufwendig gearbeitetes Fensterbild den thronenden Christus als Herrn der Welt. Dieses Fensterbild wurde bereits, kurz nach der Gründung, um das Jahr 1925 von der Frauenhilfe gestiftet. 2009 übernahmen die Frauen die Kosten für eine neue Wandbeschriftung. Das Original stammte von dem Maler, Restaurator und Kunsthistoriker Willibald Diernhöfer, das bei Renovierungsarbeiten einfach überstrichenen worden war. Willibald Diernhöfer wirkte dreißig Jahre lang im Hunsrück, am Mittelrhein und an der Mosel. Er restaurierte unter Anderem die Kirchen in Stipshausen, Schauren, Bruchweiler und Herrstein. Mit finanzieller Unterstützung der Frauenhilfe wurden im Pfarrsaal die Küche und das Treppenhaus gestrichen sowie notwendiges Geschirr gekauft. Für Beerdigungen wurde ein Mikrofon angeschafft. Ein neues Friedhofstor aus Schmiedeeisern wurde gestiftet und vieles mehr. So waren die Frauenhilfe ein großer Segen für Ortsgemeinde Sensweiler. Die Frauen gönnten sich aber auch eine ganze Zeit lang jährlich eine gesellige halbtägige Ausflugsfahrt mit dem Reisebus.

Schon früh wurden Gäste zu den Treffen eingeladen. Im Gästebuch der Familie Gundel befinden sich allein elf Einträge von Maria Natorp, einer Referentin vom „Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe im Rheinland“ aus Bad Godesberg. Sie genoss ihre Besuche in Sensweiler bei der Pfarrersfamilie und bei der Frauenhilfe, so dass sie meist noch ein oder zwei Tage länger blieb als ursprünglich geplant. Die Tochter von Pfarrer Gundel erinnert sich noch heute gerne an den stets gleichen Anfang ihrer Vorträge: „Meine lieben Frauen!“. Auch danach besuchten weiterhin regelmäßig andere Referentinnen die Frauenhilfe. Praktische, das Leben der Frauen, betreffende Themen, wie: „Familie aber wie?“, „Die Kirche und die Illustrierten“ oder „Das Miteinander der Generationen“, wurden mit sehr großem Interesse angenommen.

Groß war das Entsetzten, als sich das Presbyterium 2015 entschied den Pfarrsaal zu verkaufen. Die Frauen fühlten sich ihrer „Heimat“ beraubt. 2014 konnten sie noch dort ihr 90 jähriges Bestehen feiern. Bei diesem Jubiläum wurden zwei Frauen für 60 Jahre Mitgliedschaft geehrt, 12 Frauen für 50 Jahre und 16 Frauen für 25 Jahre und mehr. Ingrid Hilgenfeld, geb. Gundel war in ihrer Funktion als Kreisverbandsvorsitzende des Nachbarkreisverbandes Mosel-Eifel und Leiterin der
Nachbarfrauenhilfe Thalfang-Morbach, aber auch als langjährige liebe Freundin eingeladen worden. In ihren Grußworten verglich sie die Frauen der Frauenhilfe mit Ameisen. So wie die Ameisen bei der Verbreitung des Samens eines Schneeglöckchens eine wichtige Aufgabe übernehmen, verbreiten die Frauen durch ihren Dienst die Botschaft des christlichen Glaubens in der Gemeinde.

Mit dem Verkauf des Pfarrsaals ging auch das Ende des aktiven Dienstes der mittlerweile überalterten Frauenhilfe einher. Fortan trafen sich die Frauen weiterhin regelmäßig in der „Altenstube“ im Gemeindehaus Sensweiler. Wegen Corona durften dann diese Treffen lange Zeit nicht mehr stattfinden. Unterschiedliche Meinungen, bezüglich des jährlich zu zahlenden Beitrags, führten dann 2022 dazu, dass viele sich für eine Auflösung der Frauenhilfe aussprachen. Als letzte Amtshandlung veranlasste die langjährige Vorsitzende, Ortrun Klein, schweren Herzens die Auflösung der Frauenhilfe Sensweiler.

Quellen:

Chronik Wirschweiler
 Schulchronik Bruchweiler Band II
 Rheinzeitung, Mittwoch 5. Dezember 1951
 Allgemeine Zeitung, Freitag 07. Dezember 1951
 Erinnerungen der letzten Vorsitzenden Ortrun Klein
 Grußwort von Ingrid Hilgenfeld, 27.Mai 2014

Frauenhilfe Sensweiler – Das 100 jährige Bestehen leider knapp verfehlt

 

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieg (1914-1918) kehrten 14 Soldaten nicht mehr in ihren Heimatort
Sensweiler zurück. Familien trauerten um ihre gefallenen Söhne und Ehefrauen waren mit ihren
Kindern auf sich allein gestellt, weil ihre Väter, Männer und Ernährer im Krieg geblieben waren. Oft
herrschte große Not bei den Hinterbliebenen. Aus dieser Situation heraus gründeten fünf Frauen unter
der Leitung des evangelischen Pfarrers Eugen Hobein und seiner Frau 1924 in Sensweiler eine
Frauenhilfe. Bereits am 1. Januar 1899 wurde der Verband unter der Schirmherrschaft von
Kaiserin Auguste Viktoria, der Ehefrau von Kaiser Wilhelm II, gegründet. Die Frauenhilfen
kümmerten sich um Arme und Kranke, betreuten Frauen und Kinder gefallener Soldaten und
unterstützten Notleidende. Von Anfang an bot die Frauenhilfe Frauen die Möglichkeit sich im
kirchlichen Rahmen gesellschaftlich zu engagieren, waren sie damals doch noch aus dem politischgesellschaftlichen Leben weitgehend ausgeschlossen.

Bei den Treffen wurde in der Bibel gelesen, Gemeindeangelegenheiten besprochen und gemeinsam
gesungen. Bevor die Frauen wieder nach Hause gingen, hielt der Pfarrer eine Andacht und sprach den
Segen. Bei diesen Zusammenkünften wurde auch überlegt, wie Hilfe und Unterstützung für bedürftige
Menschen konkret aussehen und am besten organisiert werden kann. Zu Beginn des Winters 1932
wurden auch in den Nachbardörfern Allenbach und Wirschweiler Frauenhilfen gegründet. Auf
Einladung von Pfarrer Disselnkötter, dem Nachfolger von Pfarrer Hobein, versammelten sich 1933
Frauen aus Bruchweiler und Pfarrer Storkebaum aus Irmenach referierte über die evangelische
Frauenhilfe. Auf diese Initiative hin schlossen sich ca. 60 Frauen zu einer Frauenhilfe in Bruchweiler
zusammen. Vor Gründung der Frauenhilfen hat es in den hiesigen Hunsrückgemeinden keine
Versammlungen von Frauen gegeben. Von nun an trafen sich die Frauenhilfen regelmäßig in ihren
Orten aber auch weit über die Dorfgrenzen hinaus, wie zu den großen Jahresfesten, die immer in
unterschiedlichen Ortschaften ausgerichtet wurden. Ein große Jahresfest der Hunsrücker Frauenhilfe
fand am 13. Mai 1937 in Allenbach statt. Am Waldrand wurde ein großes Zelt auf einer Wiese
aufgeschlagen. Bei strahlendem Sonnenschein nahmen ca. 2000 Frauen an dem Fest teil. Bei den
umfangreichen Vorbereitungen half die ganze Gemeinde bereitwillig mit. Der Ort war festlich
geschmückt, und am Vormittag wurde ein Gottesdienst gefeiert. Am Nachmittag sprach der
Vorsitzende der Rheinischen Frauenhilfe, Pfarrer Kunze-Barmen, über das Thema „Die
Verantwortung der christlichen Frau heute“. Der Allenbacher Chor sang einige Lieder und führte ein
Laienspiel „Wo Liebe ist, da ist auch Gott“ auf. Noch am Morgen des Festtages versuchte die
Ortsgruppe der NSDAP ein Verbot des Festes zu bewirken. Aber das Fest konnte trotzdem wie geplant
und ohne Störungen seinen Verlauf nehmen. Dankbar und mit frohen Liedern verließen am Abend die
Frauen wieder Allenbach. Anfangs glaubten sie noch, auch weiterhin unter der nationalsozialistischen
Herrschaft, sozialdiakonisch tätig bleiben zu können. Es dauerte jedoch nicht lange bis in den
Gemeinden die Feindschaft gegen die Frauenhilfen zunehmend stärker wurde. Auf die Frauen wurde

Druck ausgeübt und die Gruppentreffen behindert, da die Frauenhilfen oftmals der „Bekennenden
Kirche“ nahe standen. So planten schon1936 Sensweiler und Wirschweiler, eine evangelische
Schwesternstation zu gründen. Die NS-Ortsgruppe veranlasste aber die „Nationalsozialistische
Volkswohlfahrt“, eine Schwester zu schicken. Diese entpuppte sich jedoch als fromme Katholikin und
arbeitete nicht im Sinne der NS-Ideologie und gab den Kranken auch christlichen Zuspruch. Der Plan
einer evangelischen Schwesternstation wurde somit nicht mehr weiter verfolgt.

Während des Zweiten Weltkriegs und danach ruhte die Tätigkeit der Frauenhilfe in Sensweiler
weitestgehend. Bereits im Dezember 1937 wurde Pfarrer Disselnkötter auf eigenen Wunsch versetzt.
Die Pfarrstelle in Sensweiler wurde noch im gleichen Jahr aufgelöst und das Pfarrhaus in Sensweiler
vermietet. Seitdem ruhte die Pfarrstelle Sensweiler-Bruchweiler. Sensweiler wurde von Pfarrer Petry
aus Wirschweiler, Bruchweiler von Schauren aus bedient. Anfang Oktober 1939 wurde Pfarrer Petry
für kurze Zeit zu einem Baubataillon und im Mai 1941 dann zum Heeresdienst eingezogen. Die
Vertretung übernahm Pfarrer Hamm aus Schauren. In dieser Zeit fanden nur noch 14-tägig
Gottesdienste statt. Ende Dezember des Jahres 1941 fand eine große Sammlung von Woll- und
Wintersachen für die Ostfront statt. Eine große Herausforderung für die Frauen. Tagelang wurde
gesammelt, zugeschnitten, genäht, geflickt und gestrickt.

Nach dem Fortgang des nach Brasilien ausgewanderten Pfarrers Liebhold war die Pfarrstelle
Sensweiler-Bruchweiler für einige Wochen vakant. Die beiden Presbyterien wählten einstimmig
Pfarrer Adalbert Gundel zu ihrem neuen Seelsorger. Anfang Dezember 1951 wurde er in der festlich
geschmückten Kirche in Bruchweiler in sein Amt eingeführt. Mit Pfarrer Gundel und seiner Frau
Annelies als Leiterin lebte die Frauenhilfe in Sensweiler wieder auf. Die erste Zeit fanden die Treffen
im Wohnzimmer der Pfarrersfamilie statt. Später wurden der zum Pfarrhaus gehörende Stall und die
Scheune abgerissen und an gleicher Stelle ein großer Pfarrsaal angebaut, der 1956 eingeweiht wurde.
Der Pfarrsaal war ab diesem Zeitpunkt Mittelpunkt für das Wirken der Frauenhilfe. Jährlich
organisierten sie im Pfarrsaal die Jubelkonfirmationen und die Seniorenweihnachtsfeiern.

Bei der Ausgestaltung von Weltgebetstagen und Osterfrühstücken wurde sich mit den anderen
Frauenhilfen der Nachbargemeinden abgewechselt. Aber auch zu traurigen Anlässen konnte man sich
auf die Hilfe der Frauen verlassen werden. So übernahmen sie oft bei der „Läischeimms“
(Leichenschmaus) die Bewirtung der Trauergemeinde nach der Beerdigung. Einige Jahre gab es in
Sensweiler einen Weihnachtsmarkt. Am Stand der Frauenhilfe wurden selbst gebackenes
Weihnachtsgebäck, Handarbeiten und hausgemachte Marmelade angeboten. Der Erlös wurde
anschließend für einen guten Zweck verwendet. Für die Kirche konnte so ein Harmonium finanziert
werden, sowie Teppichläufer rund um den Altar. Hinter dem Altar im Chorraum zeigt ein aufwendig
gearbeitetes Fensterbild den thronenden Christus als Herrn der Welt. Dieses Fensterbild wurde bereits,
kurz nach der Gründung, um das Jahr 1925 von der Frauenhilfe gestiftet. 2009 übernahmen die Frauen
die Kosten für eine neue Wandbeschriftung. Das Original stammte von dem Maler, Restaurator und
Kunsthistoriker Willibald Diernhöfer, das bei Renovierungsarbeiten einfach überstrichenen worden
war. Willibald Diernhöfer wirkte dreißig Jahre lang im Hunsrück, am Mittelrhein und an der Mosel. Er
restaurierte unter Anderem die Kirchen in Stipshausen, Schauren, Bruchweiler und Herrstein. Mit
finanzieller Unterstützung der Frauenhilfe wurden im Pfarrsaal die Küche und das Treppenhaus
gestrichen sowie notwendiges Geschirr gekauft. Für Beerdigungen wurde ein Mikrofon angeschafft.
Ein neues Friedhofstor aus Schmiedeeisern wurde gestiftet und vieles mehr. So waren die Frauenhilfe
ein großer Segen für Ortsgemeinde Sensweiler. Die Frauen gönnten sich aber auch eine ganze Zeit
lang jährlich eine gesellige halbtägige Ausflugsfahrt mit dem Reisebus.

Schon früh wurden Gäste zu den Treffen eingeladen. Im Gästebuch der Familie Gundel befinden sich
allein elf Einträge von Maria Natorp, einer Referentin vom „Landesverband der Evangelischen
Frauenhilfe im Rheinland“ aus Bad Godesberg. Sie genoss ihre Besuche in Sensweiler bei der
Pfarrersfamilie und bei der Frauenhilfe, so dass sie meist noch ein oder zwei Tage länger blieb als
ursprünglich geplant. Die Tochter von Pfarrer Gundel erinnert sich noch heute gerne an den stets
gleichen Anfang ihrer Vorträge: „Meine lieben Frauen!“. Auch danach besuchten weiterhin
regelmäßig andere Referentinnen die Frauenhilfe. Praktische, das Leben der Frauen, betreffende
Themen, wie: „Familie aber wie?“, „Die Kirche und die Illustrierten“ oder „Das Miteinander der
Generationen“, wurden mit sehr großem Interesse angenommen.

Groß war das Entsetzten, als sich das Presbyterium 2015 entschied den Pfarrsaal zu verkaufen. Die
Frauen fühlten sich ihrer „Heimat“ beraubt. 2014 konnten sie noch dort ihr 90 jähriges Bestehen
feiern. Bei diesem Jubiläum wurden zwei Frauen für 60 Jahre Mitgliedschaft geehrt, 12 Frauen für 50
Jahre und 16 Frauen für 25 Jahre und mehr. Ingrid Hilgenfeld, geb. Gundel war in ihrer Funktion als
Kreisverbandsvorsitzende des Nachbarkreisverbandes Mosel-Eifel und Leiterin der
Nachbarfrauenhilfe Thalfang-Morbach, aber auch als langjährige liebe Freundin eingeladen worden.
In ihren Grußworten verglich sie die Frauen der Frauenhilfe mit Ameisen. So wie die Ameisen bei der
Verbreitung des Samens eines Schneeglöckchens eine wichtige Aufgabe übernehmen, verbreiten die
Frauen durch ihren Dienst die Botschaft des christlichen Glaubens in der Gemeinde.

Mit dem Verkauf des Pfarrsaals ging auch das Ende des aktiven Dienstes der mittlerweile überalterten
Frauenhilfe einher. Fortan trafen sich die Frauen weiterhin regelmäßig in der „Altenstube“ im
Gemeindehaus Sensweiler. Wegen Corona durften dann diese Treffen lange Zeit nicht mehr
stattfinden. Unterschiedliche Meinungen, bezüglich des jährlich zu zahlenden Beitrags, führten dann
2022 dazu, dass viele sich für eine Auflösung der Frauenhilfe aussprachen. Als letzte Amtshandlung
veranlasste die langjährige Vorsitzende, Ortrun Klein, schweren Herzens die Auflösung der
Frauenhilfe Sensweiler.

Quellen: Chronik Wirschweiler
 Schulchronik Bruchweiler Band II
 Rheinzeitung, Mittwoch 5. Dezember 1951
 Allgemeine Zeitung, Freitag 07. Dezember 1951
 Erinnerungen der letzten Vorsitzenden Ortrun Klein
 Grußwort von Ingrid Hilgenfeld, 27.Mai 2014


Frauenhilfe Sensweiler

Das 100 jährige Bestehen leider knapp verfehlt
 
von Axel Brunk


Nach dem Ende des Ersten Weltkrieg (1914-1918) kehrten 14 Soldaten nicht mehr in ihren Heimatort Sensweiler zurück. Familien trauerten um ihre gefallenen Söhne und Ehefrauen waren mit ihren Kindern auf sich allein gestellt, weil ihre Väter, Männer und Ernährer im Krieg geblieben waren. Oft herrschte große Not bei den Hinterbliebenen. Aus dieser Situation heraus gründeten fünf Frauen unter der Leitung des evangelischen Pfarrers Eugen Hobein und seiner Frau 1924 in Sensweiler eine Frauenhilfe. Bereits am 1. Januar 1899 wurde der Verband unter der Schirmherrschaft von Kaiserin Auguste Viktoria, der Ehefrau von Kaiser Wilhelm II, gegründet. Die Frauenhilfen kümmerten sich um Arme und Kranke, betreuten Frauen und Kinder gefallener Soldaten und unterstützten Notleidende. Von Anfang an bot die Frauenhilfe Frauen die Möglichkeit sich im kirchlichen Rahmen gesellschaftlich zu engagieren, waren sie damals doch noch aus dem politischgesellschaftlichen Leben weitgehend ausgeschlossen.

Bei den Treffen wurde in der Bibel gelesen, Gemeindeangelegenheiten besprochen und gemeinsam gesungen. Bevor die Frauen wieder nach Hause gingen, hielt der Pfarrer eine Andacht und sprach den Segen. Bei diesen Zusammenkünften wurde auch überlegt, wie Hilfe und Unterstützung für bedürftigeMenschen konkret aussehen und am besten organisiert werden kann. Zu Beginn des Winters 1932 wurden auch in den Nachbardörfern Allenbach und Wirschweiler Frauenhilfen gegründet. Auf Einladung von Pfarrer Disselnkötter, dem Nachfolger von Pfarrer Hobein, versammelten sich 1933 Frauen aus Bruchweiler und Pfarrer Storkebaum aus Irmenach referierte über die evangelische Frauenhilfe. Auf diese Initiative hin schlossen sich ca. 60 Frauen zu einer Frauenhilfe in Bruchweiler zusammen. Vor Gründung der Frauenhilfen hat es in den hiesigen Hunsrückgemeinden keine Versammlungen von Frauen gegeben. Von nun an trafen sich die Frauenhilfen regelmäßig in ihren Orten aber auch weit über die Dorfgrenzen hinaus, wie zu den großen Jahresfesten, die immer in unterschiedlichen Ortschaften ausgerichtet wurden. Ein
große Jahresfest der Hunsrücker Frauenhilfe fand am 13. Mai 1937 in Allenbach statt. Am Waldrand wurde ein großes Zelt auf einer Wiese aufgeschlagen. Bei strahlendem Sonnenschein nahmen ca. 2000 Frauen an dem Fest teil. Bei den umfangreichen Vorbereitungen half die ganze Gemeinde bereitwillig mit. Der Ort war festlich geschmückt, und am Vormittag wurde ein Gottesdienst gefeiert. Am Nachmittag sprach der Vorsitzende der Rheinischen Frauenhilfe, Pfarrer Kunze-Barmen, über das Thema „Die Verantwortung der christlichen Frau heute“. Der Allenbacher Chor sang einige Lieder und führte ein Laienspiel „Wo Liebe ist, da ist auch Gott“ auf. Noch am Morgen des Festtages versuchte die Ortsgruppe der NSDAP ein Verbot des Festes zu bewirken. Aber das Fest konnte trotzdem wie geplantund ohne Störungen seinen Verlauf nehmen. Dankbar und mit frohen Liedern verließen am Abend die Frauen wieder Allenbach. Anfangs glaubten sie noch, auch weiterhin unter der nationalsozialistischen Herrschaft, sozialdiakonisch tätig bleiben zu können. Es dauerte jedoch nicht lange bis in den Gemeinden die Feindschaft gegen die Frauenhilfen zunehmend stärker wurde. Auf die Frauen wurde Druck ausgeübt und die Gruppentreffen behindert, da die Frauenhilfen oftmals der „Bekennenden Kirche“ nahe standen. So planten schon1936 Sensweiler und Wirschweiler, eine evangelische Schwesternstation zu gründen. Die NS-Ortsgruppe veranlasste aber die „Nationalsozialistische Volkswohlfahrt“, eine Schwester zu schicken. Diese entpuppte sich jedoch als fromme Katholikin und arbeitete nicht im Sinne der NS-Ideologie und gab den Kranken auch christlichen Zuspruch. Der Plan einer evangelischen Schwesternstation wurde somit nicht mehr weiter verfolgt.

Während des Zweiten Weltkriegs und danach ruhte die Tätigkeit der Frauenhilfe in Sensweiler weitestgehend. Bereits im Dezember 1937 wurde Pfarrer Disselnkötter auf eigenen Wunsch versetzt. Die Pfarrstelle in Sensweiler wurde noch im gleichen Jahr aufgelöst und das Pfarrhaus in Sensweiler vermietet. Seitdem ruhte
die Pfarrstelle Sensweiler-Bruchweiler. Sensweiler wurde von Pfarrer Petry aus Wirschweiler, Bruchweiler von Schauren aus bedient. Anfang Oktober 1939 wurde Pfarrer Petry für kurze Zeit zu einem Baubataillon und im Mai 1941 dann zum Heeresdienst eingezogen. Die Vertretung übernahm Pfarrer Hamm aus Schauren. In dieser Zeit fanden nur noch 14-tägig
Gottesdienste statt. Ende Dezember des Jahres 1941 fand eine große Sammlung von Woll- und Wintersachen für die Ostfront statt. Eine große Herausforderung für die Frauen. Tagelang wurde gesammelt, zugeschnitten, genäht, geflickt und
gestrickt.

Nach dem Fortgang des nach Brasilien ausgewanderten Pfarrers Liebhold war die Pfarrstelle Sensweiler-Bruchweiler für einige Wochen vakant. Die beiden Presbyterien wählten einstimmig Pfarrer Adalbert Gundel zu ihrem neuen Seelsorger. Anfang Dezember 1951 wurde er in der festlich geschmückten Kirche in Bruchweiler in sein Amt eingeführt. Mit Pfarrer Gundel und seiner Frau Annelies als Leiterin lebte die Frauenhilfe in Sensweiler wieder auf. Die erste Zeit fanden die Treffen im Wohnzimmer der Pfarrersfamilie statt. Später wurden der zum Pfarrhaus gehörende Stall und die Scheune abgerissen und an gleicher Stelle ein großer Pfarrsaal angebaut, der 1956 eingeweiht wurde. Der Pfarrsaal war ab diesem
Zeitpunkt Mittelpunkt für das Wirken der Frauenhilfe. Jährlich organisierten sie im Pfarrsaal die Jubelkonfirmationen und die  Seniorenweihnachtsfeiern.

Bei der Ausgestaltung von Weltgebetstagen und Osterfrühstücken wurde sich mit den anderen Frauenhilfen der Nachbargemeinden abgewechselt. Aber auch zu traurigen Anlässen konnte man sich auf die Hilfe der Frauen verlassen werden. So übernahmen sie oft bei der „Läischeimms“ (Leichenschmaus) die Bewirtung der Trauergemeinde nach der Beerdigung. Einige Jahre gab es in Sensweiler einen Weihnachtsmarkt. Am Stand der Frauenhilfe wurden selbst gebackenes Weihnachtsgebäck, Handarbeiten und hausgemachte Marmelade angeboten. Der Erlös wurde anschließend für einen guten Zweck verwendet. Für die Kirche konnte so ein Harmonium finanziert werden, sowie Teppichläufer rund um den Altar. Hinter
dem Altar im Chorraum zeigt ein aufwendig gearbeitetes Fensterbild den thronenden Christus als Herrn der Welt. Dieses Fensterbild wurde bereits, kurz nach der Gründung, um das Jahr 1925 von der Frauenhilfe gestiftet. 2009 übernahmen die Frauen die Kosten für eine neue Wandbeschriftung. Das Original stammte von dem Maler, Restaurator und Kunsthistoriker Willibald Diernhöfer, das bei Renovierungsarbeiten einfach überstrichenen worden
war. Willibald Diernhöfer wirkte dreißig Jahre lang im Hunsrück, am Mittelrhein und an der Mosel. Er restaurierte unter Anderem die Kirchen in Stipshausen, Schauren, Bruchweiler und Herrstein. Mit finanzieller Unterstützung der Frauenhilfe wurden im Pfarrsaal die Küche und das Treppenhaus gestrichen sowie notwendiges Geschirr gekauft. Für Beerdigungen wurde ein Mikrofon angeschafft. Ein neues Friedhofstor aus Schmiedeeisern wurde gestiftet und vieles mehr. So waren die Frauenhilfe ein großer Segen für Ortsgemeinde Sensweiler. Die Frauen gönnten sich aber auch eine ganze Zeit lang jährlich eine gesellige halbtägige Ausflugsfahrt mit dem Reisebus.


Schon früh wurden Gäste zu den Treffen eingeladen. Im Gästebuch der Familie Gundel befinden sich allein elf Einträge von Maria Natorp, einer Referentin vom „Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe im Rheinland“ aus Bad Godesberg. Sie genoss ihre Besuche in Sensweiler bei der Pfarrersfamilie und bei der Frauenhilfe, so dass sie meist noch ein oder zwei Tage länger blieb als ursprünglich geplant. Die Tochter von Pfarrer Gundel erinnert sich noch heute gerne an den stets gleichen Anfang ihrer Vorträge: „Meine lieben Frauen!“. Auch danach besuchten weiterhin regelmäßig andere Referentinnen die Frauenhilfe. Praktische, das Leben der Frauen, betreffende Themen, wie: „Familie aber wie?“, „Die Kirche und die Illustrierten“ oder „Das Miteinander der Generationen“, wurden mit sehr großem Interesse angenommen.

Groß war das Entsetzten, als sich das Presbyterium 2015 entschied den Pfarrsaal zu verkaufen. Die Frauen fühlten sich ihrer „Heimat“ beraubt. 2014 konnten sie noch dort ihr 90 jähriges Bestehen feiern. Bei diesem Jubiläum wurden zwei Frauen für 60 Jahre Mitgliedschaft geehrt, 12 Frauen für 50 Jahre und 16 Frauen für 25 Jahre und mehr. Ingrid Hilgenfeld, geb. Gundel war in ihrer Funktion als Kreisverbandsvorsitzende des Nachbarkreisverbandes Mosel-Eifel und Leiterin der Nachbarfrauenhilfe Thalfang-Morbach, aber auch als langjährige liebe Freundin eingeladen worden. In ihren Grußworten
verglich sie die Frauen der Frauenhilfe mit Ameisen. So wie die Ameisen bei der Verbreitung des Samens eines Schneeglöckchens eine wichtige Aufgabe übernehmen, verbreiten die Frauen durch ihren Dienst die Botschaft des christlichen Glaubens in der Gemeinde.

Mit dem Verkauf des Pfarrsaals ging auch das Ende des aktiven Dienstes der mittlerweile überalterten Frauenhilfe einher. Fortan trafen sich die Frauen weiterhin regelmäßig in der „Altenstube“ im Gemeindehaus Sensweiler. Wegen Corona durften dann diese Treffen lange Zeit nicht mehr stattfinden. Unterschiedliche Meinungen, bezüglich des jährlich zu
zahlenden Beitrags, führten dann 2022 dazu, dass viele sich für eine Auflösung der Frauenhilfe aussprachen. Als letzte Amtshandlung veranlasste die langjährige Vorsitzende, Ortrun Klein, schweren Herzens die Auflösung der
Frauenhilfe Sensweiler.

Quellen:

Chronik Wirschweiler
 Schulchronik Bruchweiler Band II
 Rheinzeitung, Mittwoch 5. Dezember 1951
Allgemeine Zeitung, Freitag 07. Dezember 1951
Erinnerungen der letzten Vorsitzenden Ortrun Klein
Grußwort von Ingrid Hilgenfeld, 27.Mai 2014

Frauenhilfe Sensweiler – Das 100 jährige Bestehen leider knapp verfehlt

 

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieg (1914-1918) kehrten 14 Soldaten nicht mehr in ihren Heimatort
Sensweiler zurück. Familien trauerten um ihre gefallenen Söhne und Ehefrauen waren mit ihren
Kindern auf sich allein gestellt, weil ihre Väter, Männer und Ernährer im Krieg geblieben waren. Oft
herrschte große Not bei den Hinterbliebenen. Aus dieser Situation heraus gründeten fünf Frauen unter
der Leitung des evangelischen Pfarrers Eugen Hobein und seiner Frau 1924 in Sensweiler eine
Frauenhilfe. Bereits am 1. Januar 1899 wurde der Verband unter der Schirmherrschaft von
Kaiserin Auguste Viktoria, der Ehefrau von Kaiser Wilhelm II, gegründet. Die Frauenhilfen
kümmerten sich um Arme und Kranke, betreuten Frauen und Kinder gefallener Soldaten und
unterstützten Notleidende. Von Anfang an bot die Frauenhilfe Frauen die Möglichkeit sich im
kirchlichen Rahmen gesellschaftlich zu engagieren, waren sie damals doch noch aus dem politischgesellschaftlichen Leben weitgehend ausgeschlossen.

Bei den Treffen wurde in der Bibel gelesen, Gemeindeangelegenheiten besprochen und gemeinsam
gesungen. Bevor die Frauen wieder nach Hause gingen, hielt der Pfarrer eine Andacht und sprach den
Segen. Bei diesen Zusammenkünften wurde auch überlegt, wie Hilfe und Unterstützung für bedürftige
Menschen konkret aussehen und am besten organisiert werden kann. Zu Beginn des Winters 1932
wurden auch in den Nachbardörfern Allenbach und Wirschweiler Frauenhilfen gegründet. Auf
Einladung von Pfarrer Disselnkötter, dem Nachfolger von Pfarrer Hobein, versammelten sich 1933
Frauen aus Bruchweiler und Pfarrer Storkebaum aus Irmenach referierte über die evangelische
Frauenhilfe. Auf diese Initiative hin schlossen sich ca. 60 Frauen zu einer Frauenhilfe in Bruchweiler
zusammen. Vor Gründung der Frauenhilfen hat es in den hiesigen Hunsrückgemeinden keine
Versammlungen von Frauen gegeben. Von nun an trafen sich die Frauenhilfen regelmäßig in ihren
Orten aber auch weit über die Dorfgrenzen hinaus, wie zu den großen Jahresfesten, die immer in
unterschiedlichen Ortschaften ausgerichtet wurden. Ein große Jahresfest der Hunsrücker Frauenhilfe
fand am 13. Mai 1937 in Allenbach statt. Am Waldrand wurde ein großes Zelt auf einer Wiese
aufgeschlagen. Bei strahlendem Sonnenschein nahmen ca. 2000 Frauen an dem Fest teil. Bei den
umfangreichen Vorbereitungen half die ganze Gemeinde bereitwillig mit. Der Ort war festlich
geschmückt, und am Vormittag wurde ein Gottesdienst gefeiert. Am Nachmittag sprach der
Vorsitzende der Rheinischen Frauenhilfe, Pfarrer Kunze-Barmen, über das Thema „Die
Verantwortung der christlichen Frau heute“. Der Allenbacher Chor sang einige Lieder und führte ein
Laienspiel „Wo Liebe ist, da ist auch Gott“ auf. Noch am Morgen des Festtages versuchte die
Ortsgruppe der NSDAP ein Verbot des Festes zu bewirken. Aber das Fest konnte trotzdem wie geplant
und ohne Störungen seinen Verlauf nehmen. Dankbar und mit frohen Liedern verließen am Abend die
Frauen wieder Allenbach. Anfangs glaubten sie noch, auch weiterhin unter der nationalsozialistischen
Herrschaft, sozialdiakonisch tätig bleiben zu können. Es dauerte jedoch nicht lange bis in den
Gemeinden die Feindschaft gegen die Frauenhilfen zunehmend stärker wurde. Auf die Frauen wurde

Druck ausgeübt und die Gruppentreffen behindert, da die Frauenhilfen oftmals der „Bekennenden
Kirche“ nahe standen. So planten schon1936 Sensweiler und Wirschweiler, eine evangelische
Schwesternstation zu gründen. Die NS-Ortsgruppe veranlasste aber die „Nationalsozialistische
Volkswohlfahrt“, eine Schwester zu schicken. Diese entpuppte sich jedoch als fromme Katholikin und
arbeitete nicht im Sinne der NS-Ideologie und gab den Kranken auch christlichen Zuspruch. Der Plan
einer evangelischen Schwesternstation wurde somit nicht mehr weiter verfolgt.

Während des Zweiten Weltkriegs und danach ruhte die Tätigkeit der Frauenhilfe in Sensweiler
weitestgehend. Bereits im Dezember 1937 wurde Pfarrer Disselnkötter auf eigenen Wunsch versetzt.
Die Pfarrstelle in Sensweiler wurde noch im gleichen Jahr aufgelöst und das Pfarrhaus in Sensweiler
vermietet. Seitdem ruhte die Pfarrstelle Sensweiler-Bruchweiler. Sensweiler wurde von Pfarrer Petry
aus Wirschweiler, Bruchweiler von Schauren aus bedient. Anfang Oktober 1939 wurde Pfarrer Petry
für kurze Zeit zu einem Baubataillon und im Mai 1941 dann zum Heeresdienst eingezogen. Die
Vertretung übernahm Pfarrer Hamm aus Schauren. In dieser Zeit fanden nur noch 14-tägig
Gottesdienste statt. Ende Dezember des Jahres 1941 fand eine große Sammlung von Woll- und
Wintersachen für die Ostfront statt. Eine große Herausforderung für die Frauen. Tagelang wurde
gesammelt, zugeschnitten, genäht, geflickt und gestrickt.

Nach dem Fortgang des nach Brasilien ausgewanderten Pfarrers Liebhold war die Pfarrstelle
Sensweiler-Bruchweiler für einige Wochen vakant. Die beiden Presbyterien wählten einstimmig
Pfarrer Adalbert Gundel zu ihrem neuen Seelsorger. Anfang Dezember 1951 wurde er in der festlich
geschmückten Kirche in Bruchweiler in sein Amt eingeführt. Mit Pfarrer Gundel und seiner Frau
Annelies als Leiterin lebte die Frauenhilfe in Sensweiler wieder auf. Die erste Zeit fanden die Treffen
im Wohnzimmer der Pfarrersfamilie statt. Später wurden der zum Pfarrhaus gehörende Stall und die
Scheune abgerissen und an gleicher Stelle ein großer Pfarrsaal angebaut, der 1956 eingeweiht wurde.
Der Pfarrsaal war ab diesem Zeitpunkt Mittelpunkt für das Wirken der Frauenhilfe. Jährlich
organisierten sie im Pfarrsaal die Jubelkonfirmationen und die Seniorenweihnachtsfeiern.

Bei der Ausgestaltung von Weltgebetstagen und Osterfrühstücken wurde sich mit den anderen
Frauenhilfen der Nachbargemeinden abgewechselt. Aber auch zu traurigen Anlässen konnte man sich
auf die Hilfe der Frauen verlassen werden. So übernahmen sie oft bei der „Läischeimms“
(Leichenschmaus) die Bewirtung der Trauergemeinde nach der Beerdigung. Einige Jahre gab es in
Sensweiler einen Weihnachtsmarkt. Am Stand der Frauenhilfe wurden selbst gebackenes
Weihnachtsgebäck, Handarbeiten und hausgemachte Marmelade angeboten. Der Erlös wurde
anschließend für einen guten Zweck verwendet. Für die Kirche konnte so ein Harmonium finanziert
werden, sowie Teppichläufer rund um den Altar. Hinter dem Altar im Chorraum zeigt ein aufwendig
gearbeitetes Fensterbild den thronenden Christus als Herrn der Welt. Dieses Fensterbild wurde bereits,
kurz nach der Gründung, um das Jahr 1925 von der Frauenhilfe gestiftet. 2009 übernahmen die Frauen
die Kosten für eine neue Wandbeschriftung. Das Original stammte von dem Maler, Restaurator und
Kunsthistoriker Willibald Diernhöfer, das bei Renovierungsarbeiten einfach überstrichenen worden
war. Willibald Diernhöfer wirkte dreißig Jahre lang im Hunsrück, am Mittelrhein und an der Mosel. Er
restaurierte unter Anderem die Kirchen in Stipshausen, Schauren, Bruchweiler und Herrstein. Mit
finanzieller Unterstützung der Frauenhilfe wurden im Pfarrsaal die Küche und das Treppenhaus
gestrichen sowie notwendiges Geschirr gekauft. Für Beerdigungen wurde ein Mikrofon angeschafft.
Ein neues Friedhofstor aus Schmiedeeisern wurde gestiftet und vieles mehr. So waren die Frauenhilfe
ein großer Segen für Ortsgemeinde Sensweiler. Die Frauen gönnten sich aber auch eine ganze Zeit
lang jährlich eine gesellige halbtägige Ausflugsfahrt mit dem Reisebus.

Schon früh wurden Gäste zu den Treffen eingeladen. Im Gästebuch der Familie Gundel befinden sich
allein elf Einträge von Maria Natorp, einer Referentin vom „Landesverband der Evangelischen
Frauenhilfe im Rheinland“ aus Bad Godesberg. Sie genoss ihre Besuche in Sensweiler bei der
Pfarrersfamilie und bei der Frauenhilfe, so dass sie meist noch ein oder zwei Tage länger blieb als
ursprünglich geplant. Die Tochter von Pfarrer Gundel erinnert sich noch heute gerne an den stets
gleichen Anfang ihrer Vorträge: „Meine lieben Frauen!“. Auch danach besuchten weiterhin
regelmäßig andere Referentinnen die Frauenhilfe. Praktische, das Leben der Frauen, betreffende
Themen, wie: „Familie aber wie?“, „Die Kirche und die Illustrierten“ oder „Das Miteinander der
Generationen“, wurden mit sehr großem Interesse angenommen.

Groß war das Entsetzten, als sich das Presbyterium 2015 entschied den Pfarrsaal zu verkaufen. Die
Frauen fühlten sich ihrer „Heimat“ beraubt. 2014 konnten sie noch dort ihr 90 jähriges Bestehen
feiern. Bei diesem Jubiläum wurden zwei Frauen für 60 Jahre Mitgliedschaft geehrt, 12 Frauen für 50
Jahre und 16 Frauen für 25 Jahre und mehr. Ingrid Hilgenfeld, geb. Gundel war in ihrer Funktion als
Kreisverbandsvorsitzende des Nachbarkreisverbandes Mosel-Eifel und Leiterin der
Nachbarfrauenhilfe Thalfang-Morbach, aber auch als langjährige liebe Freundin eingeladen worden.
In ihren Grußworten verglich sie die Frauen der Frauenhilfe mit Ameisen. So wie die Ameisen bei der
Verbreitung des Samens eines Schneeglöckchens eine wichtige Aufgabe übernehmen, verbreiten die
Frauen durch ihren Dienst die Botschaft des christlichen Glaubens in der Gemeinde.

Mit dem Verkauf des Pfarrsaals ging auch das Ende des aktiven Dienstes der mittlerweile überalterten
Frauenhilfe einher. Fortan trafen sich die Frauen weiterhin regelmäßig in der „Altenstube“ im
Gemeindehaus Sensweiler. Wegen Corona durften dann diese Treffen lange Zeit nicht mehr
stattfinden. Unterschiedliche Meinungen, bezüglich des jährlich zu zahlenden Beitrags, führten dann
2022 dazu, dass viele sich für eine Auflösung der Frauenhilfe aussprachen. Als letzte Amtshandlung
veranlasste die langjährige Vorsitzende, Ortrun Klein, schweren Herzens die Auflösung der
Frauenhilfe Sensweiler.

Quellen: Chronik Wirschweiler
 Schulchronik Bruchweiler Band II
 Rheinzeitung, Mittwoch 5. Dezember 1951
 Allgemeine Zeitung, Freitag 07. Dezember 1951
 Erinnerungen der letzten Vorsitzenden Ortrun Klein
 Grußwort von Ingrid Hilgenfeld, 27.Mai 2014


Frauenhilfe Sensweiler – Das 100 jährige Bestehen leider knapp verfehlt

 

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieg (1914-1918) kehrten 14 Soldaten nicht mehr in ihren Heimatort
Sensweiler zurück. Familien trauerten um ihre gefallenen Söhne und Ehefrauen waren mit ihren
Kindern auf sich allein gestellt, weil ihre Väter, Männer und Ernährer im Krieg geblieben waren. Oft
herrschte große Not bei den Hinterbliebenen. Aus dieser Situation heraus gründeten fünf Frauen unter
der Leitung des evangelischen Pfarrers Eugen Hobein und seiner Frau 1924 in Sensweiler eine
Frauenhilfe. Bereits am 1. Januar 1899 wurde der Verband unter der Schirmherrschaft von
Kaiserin Auguste Viktoria, der Ehefrau von Kaiser Wilhelm II, gegründet. Die Frauenhilfen
kümmerten sich um Arme und Kranke, betreuten Frauen und Kinder gefallener Soldaten und
unterstützten Notleidende. Von Anfang an bot die Frauenhilfe Frauen die Möglichkeit sich im
kirchlichen Rahmen gesellschaftlich zu engagieren, waren sie damals doch noch aus dem politischgesellschaftlichen Leben weitgehend ausgeschlossen.

Bei den Treffen wurde in der Bibel gelesen, Gemeindeangelegenheiten besprochen und gemeinsam
gesungen. Bevor die Frauen wieder nach Hause gingen, hielt der Pfarrer eine Andacht und sprach den
Segen. Bei diesen Zusammenkünften wurde auch überlegt, wie Hilfe und Unterstützung für bedürftige
Menschen konkret aussehen und am besten organisiert werden kann. Zu Beginn des Winters 1932
wurden auch in den Nachbardörfern Allenbach und Wirschweiler Frauenhilfen gegründet. Auf
Einladung von Pfarrer Disselnkötter, dem Nachfolger von Pfarrer Hobein, versammelten sich 1933
Frauen aus Bruchweiler und Pfarrer Storkebaum aus Irmenach referierte über die evangelische
Frauenhilfe. Auf diese Initiative hin schlossen sich ca. 60 Frauen zu einer Frauenhilfe in Bruchweiler
zusammen. Vor Gründung der Frauenhilfen hat es in den hiesigen Hunsrückgemeinden keine
Versammlungen von Frauen gegeben. Von nun an trafen sich die Frauenhilfen regelmäßig in ihren
Orten aber auch weit über die Dorfgrenzen hinaus, wie zu den großen Jahresfesten, die immer in
unterschiedlichen Ortschaften ausgerichtet wurden. Ein große Jahresfest der Hunsrücker Frauenhilfe
fand am 13. Mai 1937 in Allenbach statt. Am Waldrand wurde ein großes Zelt auf einer Wiese
aufgeschlagen. Bei strahlendem Sonnenschein nahmen ca. 2000 Frauen an dem Fest teil. Bei den
umfangreichen Vorbereitungen half die ganze Gemeinde bereitwillig mit. Der Ort war festlich
geschmückt, und am Vormittag wurde ein Gottesdienst gefeiert. Am Nachmittag sprach der
Vorsitzende der Rheinischen Frauenhilfe, Pfarrer Kunze-Barmen, über das Thema „Die
Verantwortung der christlichen Frau heute“. Der Allenbacher Chor sang einige Lieder und führte ein
Laienspiel „Wo Liebe ist, da ist auch Gott“ auf. Noch am Morgen des Festtages versuchte die
Ortsgruppe der NSDAP ein Verbot des Festes zu bewirken. Aber das Fest konnte trotzdem wie geplant
und ohne Störungen seinen Verlauf nehmen. Dankbar und mit frohen Liedern verließen am Abend die
Frauen wieder Allenbach. Anfangs glaubten sie noch, auch weiterhin unter der nationalsozialistischen
Herrschaft, sozialdiakonisch tätig bleiben zu können. Es dauerte jedoch nicht lange bis in den
Gemeinden die Feindschaft gegen die Frauenhilfen zunehmend stärker wurde. Auf die Frauen wurde

Druck ausgeübt und die Gruppentreffen behindert, da die Frauenhilfen oftmals der „Bekennenden
Kirche“ nahe standen. So planten schon1936 Sensweiler und Wirschweiler, eine evangelische
Schwesternstation zu gründen. Die NS-Ortsgruppe veranlasste aber die „Nationalsozialistische
Volkswohlfahrt“, eine Schwester zu schicken. Diese entpuppte sich jedoch als fromme Katholikin und
arbeitete nicht im Sinne der NS-Ideologie und gab den Kranken auch christlichen Zuspruch. Der Plan
einer evangelischen Schwesternstation wurde somit nicht mehr weiter verfolgt.

Während des Zweiten Weltkriegs und danach ruhte die Tätigkeit der Frauenhilfe in Sensweiler
weitestgehend. Bereits im Dezember 1937 wurde Pfarrer Disselnkötter auf eigenen Wunsch versetzt.
Die Pfarrstelle in Sensweiler wurde noch im gleichen Jahr aufgelöst und das Pfarrhaus in Sensweiler
vermietet. Seitdem ruhte die Pfarrstelle Sensweiler-Bruchweiler. Sensweiler wurde von Pfarrer Petry
aus Wirschweiler, Bruchweiler von Schauren aus bedient. Anfang Oktober 1939 wurde Pfarrer Petry
für kurze Zeit zu einem Baubataillon und im Mai 1941 dann zum Heeresdienst eingezogen. Die
Vertretung übernahm Pfarrer Hamm aus Schauren. In dieser Zeit fanden nur noch 14-tägig
Gottesdienste statt. Ende Dezember des Jahres 1941 fand eine große Sammlung von Woll- und
Wintersachen für die Ostfront statt. Eine große Herausforderung für die Frauen. Tagelang wurde
gesammelt, zugeschnitten, genäht, geflickt und gestrickt.

Nach dem Fortgang des nach Brasilien ausgewanderten Pfarrers Liebhold war die Pfarrstelle
Sensweiler-Bruchweiler für einige Wochen vakant. Die beiden Presbyterien wählten einstimmig
Pfarrer Adalbert Gundel zu ihrem neuen Seelsorger. Anfang Dezember 1951 wurde er in der festlich
geschmückten Kirche in Bruchweiler in sein Amt eingeführt. Mit Pfarrer Gundel und seiner Frau
Annelies als Leiterin lebte die Frauenhilfe in Sensweiler wieder auf. Die erste Zeit fanden die Treffen
im Wohnzimmer der Pfarrersfamilie statt. Später wurden der zum Pfarrhaus gehörende Stall und die
Scheune abgerissen und an gleicher Stelle ein großer Pfarrsaal angebaut, der 1956 eingeweiht wurde.
Der Pfarrsaal war ab diesem Zeitpunkt Mittelpunkt für das Wirken der Frauenhilfe. Jährlich
organisierten sie im Pfarrsaal die Jubelkonfirmationen und die Seniorenweihnachtsfeiern.

Bei der Ausgestaltung von Weltgebetstagen und Osterfrühstücken wurde sich mit den anderen
Frauenhilfen der Nachbargemeinden abgewechselt. Aber auch zu traurigen Anlässen konnte man sich
auf die Hilfe der Frauen verlassen werden. So übernahmen sie oft bei der „Läischeimms“
(Leichenschmaus) die Bewirtung der Trauergemeinde nach der Beerdigung. Einige Jahre gab es in
Sensweiler einen Weihnachtsmarkt. Am Stand der Frauenhilfe wurden selbst gebackenes
Weihnachtsgebäck, Handarbeiten und hausgemachte Marmelade angeboten. Der Erlös wurde
anschließend für einen guten Zweck verwendet. Für die Kirche konnte so ein Harmonium finanziert
werden, sowie Teppichläufer rund um den Altar. Hinter dem Altar im Chorraum zeigt ein aufwendig
gearbeitetes Fensterbild den thronenden Christus als Herrn der Welt. Dieses Fensterbild wurde bereits,
kurz nach der Gründung, um das Jahr 1925 von der Frauenhilfe gestiftet. 2009 übernahmen die Frauen
die Kosten für eine neue Wandbeschriftung. Das Original stammte von dem Maler, Restaurator und
Kunsthistoriker Willibald Diernhöfer, das bei Renovierungsarbeiten einfach überstrichenen worden
war. Willibald Diernhöfer wirkte dreißig Jahre lang im Hunsrück, am Mittelrhein und an der Mosel. Er
restaurierte unter Anderem die Kirchen in Stipshausen, Schauren, Bruchweiler und Herrstein. Mit
finanzieller Unterstützung der Frauenhilfe wurden im Pfarrsaal die Küche und das Treppenhaus
gestrichen sowie notwendiges Geschirr gekauft. Für Beerdigungen wurde ein Mikrofon angeschafft.
Ein neues Friedhofstor aus Schmiedeeisern wurde gestiftet und vieles mehr. So waren die Frauenhilfe
ein großer Segen für Ortsgemeinde Sensweiler. Die Frauen gönnten sich aber auch eine ganze Zeit
lang jährlich eine gesellige halbtägige Ausflugsfahrt mit dem Reisebus.

Schon früh wurden Gäste zu den Treffen eingeladen. Im Gästebuch der Familie Gundel befinden sich
allein elf Einträge von Maria Natorp, einer Referentin vom „Landesverband der Evangelischen
Frauenhilfe im Rheinland“ aus Bad Godesberg. Sie genoss ihre Besuche in Sensweiler bei der
Pfarrersfamilie und bei der Frauenhilfe, so dass sie meist noch ein oder zwei Tage länger blieb als
ursprünglich geplant. Die Tochter von Pfarrer Gundel erinnert sich noch heute gerne an den stets
gleichen Anfang ihrer Vorträge: „Meine lieben Frauen!“. Auch danach besuchten weiterhin
regelmäßig andere Referentinnen die Frauenhilfe. Praktische, das Leben der Frauen, betreffende
Themen, wie: „Familie aber wie?“, „Die Kirche und die Illustrierten“ oder „Das Miteinander der
Generationen“, wurden mit sehr großem Interesse angenommen.

Groß war das Entsetzten, als sich das Presbyterium 2015 entschied den Pfarrsaal zu verkaufen. Die
Frauen fühlten sich ihrer „Heimat“ beraubt. 2014 konnten sie noch dort ihr 90 jähriges Bestehen
feiern. Bei diesem Jubiläum wurden zwei Frauen für 60 Jahre Mitgliedschaft geehrt, 12 Frauen für 50
Jahre und 16 Frauen für 25 Jahre und mehr. Ingrid Hilgenfeld, geb. Gundel war in ihrer Funktion als
Kreisverbandsvorsitzende des Nachbarkreisverbandes Mosel-Eifel und Leiterin der
Nachbarfrauenhilfe Thalfang-Morbach, aber auch als langjährige liebe Freundin eingeladen worden.
In ihren Grußworten verglich sie die Frauen der Frauenhilfe mit Ameisen. So wie die Ameisen bei der
Verbreitung des Samens eines Schneeglöckchens eine wichtige Aufgabe übernehmen, verbreiten die
Frauen durch ihren Dienst die Botschaft des christlichen Glaubens in der Gemeinde.

Mit dem Verkauf des Pfarrsaals ging auch das Ende des aktiven Dienstes der mittlerweile überalterten
Frauenhilfe einher. Fortan trafen sich die Frauen weiterhin regelmäßig in der „Altenstube“ im
Gemeindehaus Sensweiler. Wegen Corona durften dann diese Treffen lange Zeit nicht mehr
stattfinden. Unterschiedliche Meinungen, bezüglich des jährlich zu zahlenden Beitrags, führten dann
2022 dazu, dass viele sich für eine Auflösung der Frauenhilfe aussprachen. Als letzte Amtshandlung
veranlasste die langjährige Vorsitzende, Ortrun Klein, schweren Herzens die Auflösung der
Frauenhilfe Sensweiler.

Quellen: Chronik Wirschweiler
 Schulchronik Bruchweiler Band II
 Rheinzeitung, Mittwoch 5. Dezember 1951
 Allgemeine Zeitung, Freitag 07. Dezember 1951
 Erinnerungen der letzten Vorsitzenden Ortrun Klein
 Grußwort von Ingrid Hilgenfeld, 27.Mai 2014


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